Busch, Martin; Anzenberger, Judith; Uhl, Alfred (2019): Woran versterben Menschen mit Opioidabhängigkeit (in Opioidsubstitutionsbehandlung)? Deutscher Suchtkongress 2019, 17. September 2019, Mainz.

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Abstract

Der von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht definierte Schlüsselindikator „drogenbezogene Todesfälle und Mortalität“ beleuchtet einerseits direkt drogenbezogene Todesfälle aufgrund von Überdosierungen und andererseits indirekt drogenbezogene Todesfälle aufgrund von Langzeitfolgen des Drogenkonsums. Methode der Wahl für Zweiteres sind Mortalitätskohortenstudien. In solchen Studien werden alle Todesfälle berücksichtigt: direkt drogenbezogene Todesfälle, indirekt drogenbezogene Todesfälle, Todesfälle ohne Bezug zum Drogenkonsum. Neben der Beschreibung der Mortalität innerhalb eines Landes ist auch ein Vergleich der quantitativen Mortalität mit ähnlichen Kohorten anderer Länder möglich.
Methode: Nach jahrelangen technischen und legistischen Vorarbeiten ist es 2018 gelungen, in Österreich das pseudonymisierte Statistikregister Substitutionsbehandlungen mit der allgemeinen Todesursachenstatistik für die Jahre 2002 bis 2016 zu verlinken. Neben der deskriptiven Beschreibung der Todesursachen der verstorbenen Personen wurde eine Überlebensanalyse nach Kaplan-Meier durchgeführt und mit Hilfe der Sterbetafeln für die Allgemeinbevölkerung das Standardmortalitätsverhältnis berechnet.
ERGEBNIS: Die Mortalitätskohortenstudie 2018 umfasst alle 24.892 Personen, die von 1. 1. 2002 bis 31. 12. 2016 in Österreich eine Substitutionsbehandlung begonnen haben. Von den 197.739 Beobachtungsjahren befanden sich die beobachteten Menschen mit Opioidabhängigkeit 126.469 Jahre (64 %) in Behandlung. Insgesamt verstarben im Beobachtungszeitraum 1.526 Personen. Die Mortalität in der beobachteten Kohorte beträgt das 4,5 fache der Österreichischen Bevölkerung mit der gleicher Verteilung nach Alter und Geschlecht – ein im europäischen Vergleich niedriger Wert. Analysen hinsichtlich Todesursachen für den Zeitraum 2009 bis 2016 ergeben, dass etwa ein Drittel an einer tödlichen Überdosierung verstorben ist. Vergleiche mit Todesursachen der Allgemeinbevölkerung liefern Hinweise auf Häufungen von durch Begleiterkrankungen und Spätfolgen verursachter Mortalität (z. B. Hepatitis C, AIDS) bei Personen in Substitutionsbehandlung.
SCHLUSSFOLGERUNG: Direkt drogenbezogene Mortalität (Überdosierung) macht etwa ein Drittel der Mortalität von (ehemaligen) Patientinnen und Patienten in Opioidsubstitutionsbehandlung aus. Ein erheblicher Anteil der Mortalität kann auf Spätfolgen bzw. Begleiterkrankungen zurückgeführt werden. Die im internationalen Vergleich niedrige Mortalitätsrate lässt sich möglicherweise durch die hohe Haltequote in der Substitutionsbehandlung in Österreich erklären.

Item Type: Conference or Workshop Item (Lecture)
Subjects: OEBIG > Kompetenzzentrum Sucht
Date Deposited: 03 Dec 2019 10:03
Last Modified: 03 Dec 2019 10:03
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/1059