Hintergrund/Aufgabenstellung: In der mit Jänner 1992 in Kraft getretenen 50. ASVG-Novelle wurden Psychotherapie sowie klinisch-psychologische Diagnostik der ärztlichen Tätigkeit gleichgestellt und in den Pflichtleistungskatalog der sozialen Krankenversicherung aufgenommen, nicht jedoch die klinisch-psychologische Behandlung. Klinische Psychologinnen und Klinische Psychologen könnten jedoch auch in der extramuralen Sachleistungsversorgung in Österreich eine wichtige Rolle einnehmen. Voraussetzung für die Aufnahme klinisch-psychologischer Behandlungsleistungen in die Leistungskataloge der Kassen ist allerdings das Vorhandensein wissenschaftlicher Evidenz bzgl. ihrer Wirksamkeit. Die fehlende allgemein anerkannte Definition von „klinisch-psychologischer Behandlung“ verunmöglicht jedoch de facto eine Gesamtbewertung. Da auch anhand der internationalen Fachliteratur v. a im Bereich der F-Diagnosen keine seriöse Trennung zwischen klinisch-psychologischer Behandlung und Psychotherapie möglich ist, wurde in der Planungsphase dieses Projekts gemeinsam mit den Auftraggebern entschieden, für vier ausgewählte Diagnosen/Diagnosegruppen (Angststörungen und Schlaganfall für den Erwachsenenbereich, ADHS und Chronischer Schmerz im Kinder- und Jugendalter) Evidenz zur Wirksamkeit von Leistungen, die in Österreich in der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit diesen Diagnosen häufig v. a. durch Klinische Psychologinnen und Klinische Psychologen erbracht werden, zu untersuchen.*** Methoden: Nach Identifizierung jener konkreten Interventionen, die bei der klinisch-psychologischen Behandlung von Patientinnen und Patienten bei diesen Diagnosen standardmäßig zum Einsatz kommen, wurde für jede dieser Diagnosen in den Datenbanken Medline und PsycINFO eine systematische Literatursuche durchgeführt. Zusätzlich wurde ein Filter zur Einschränkung auf bestimmte Studientypen (Metaanalysen, systematische Übersichts-arbeiten) angewandt und die Suche auf die Zielgruppen erwachsene Patientinnen/Patienten bzw. Kinder und Jugendliche sowie auf englische und deutsche Literatur eingeschränkt.*** Ergebnisse: Für alle untersuchten Diagnosen konnten systematische Übersichtsarbeiten bzw. Metaanalysen oder Leitlinien recherchiert werden, die die Wirksamkeit psychologischer Interventionen untersuchten. Acht systematische Übersichtsarbeiten, in denen insgesamt 106 Studien analysiert wurden, wurden für den Bereich Angststörungen bei Erwachsenen identifiziert, sieben systematische Übersichtsarbeiten, in denen insgesamt 92 Studien analysiert wurden, für die Diagnose Schlag-anfall bei Erwachsenen und eine systematische Übersichtsarbeit, in der 47 Primärstudien untersucht wurden, für die Diagnose Chronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen. Hinsichtlich der Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS liegt eine interdisziplinär erarbeitete evidenz- und konsensbasierte (S3-)Leitlinie vor. Im Rahmen dieser Übersichtsarbeiten wurde einen Großteil der von den Expertinnen und Experten genannten Interventionen behandelt. Bezüglich der meisten dieser Interventionen zeigen sich Hinweise auf positive Effekte. *** Schlussfolgerungen: Insgesamt sprechen die Studien für eine Wirksamkeit der untersuchten Interventionen, die Aussagekraft und Sicherheit der Evidenzlage ist aber aufgrund der Größe und Qualität der Studien gering. Hierbei muss aber auch betont werden, dass die Hinweise auf die mangelnde Qualität in der Bewertung der Studien auch dem Setting geschuldet sind, in welchem Wirksamkeitsnachweise besonders schwierig zu erbringen sind.