Cermak, Ileane; Ladurner, Joy; Braunegger-Kallinger, Gudrun (2022): Selbsthilfebeteiligung im Rahmen von Bürger‐ und Patientenbeteiligung in Österreich. Ergebnisbericht der Stakeholderdialoge 2021. Gesundheit Österreich, Wien.

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Abstract

HINTERGUND: Die Österreichische Kompetenz‐ und Servicestelle für Selbsthilfe (ÖKUSS) führte im Auftrag des Dachverbands der österreichischen Sozialversicherung und des Fonds Gesundes Österreich im Herbst 2021 fünf Stakeholderdialoge zum Thema Selbsthilfebeteiligung im Rahmen von Bürger‐ und Patientenbeteiligung in Österreich durch, um die Erwartungen und Positionen zentraler Akteurinnen und Akteure strukturiert zu erfassen und Handlungsbedarfe sowie nächste Schritte zu identifizieren.***METHODEN: Es wurden fünf Fokusgruppen mit Vertreterinnen und Vertretern der Österreichischen Sozialversicherung und des BMSGPK, der Länder, der Selbsthilfeunterstützungseinrichtungen auf Landesebene, bundesweiter Selbsthilfeorganisationen und der Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen zu seltenen Erkrankungen abgehalten. Die Dokumentation erfolgte in Gesprächsprotokollen. Die Analyse der Ergebnisse wurde pro Frage und fragenübergreifend mittels Kategorisierung vorgenommen. Fokussiert wurde auf die Identifikation von Gemeinsamkeiten sowie Differenzen zwischen den Gruppen. ***ERGEBNISSE: Es zeigte sich über die Dialoggruppen hinweg, dass vielseitige Nutzenaspekte von Selbsthilfebeteiligung für unterschiedliche Zielgruppen gesehen werden wie etwa eine Qualitätsverbesserung der Gesundheitsversorgung und die Einbringung und Sichtbarkeit patientenrelevanter Themen. Die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen auf Organisations‐ und Personenebene (Repräsentanz, Transparenz und Unabhängigkeit sowie Kompetenzen) für Beteiligung sollten möglichst früh geklärt werden. Es wurden zahlreiche Prozesse, Bereiche und Beispiele für Beteiligung genannt wie z. B. die Gestaltung bedarfsgerechter Angebote, die Entwicklung von Qualitätsstandards oder Öffentlichkeitsarbeit. Ausgeschlossen für eine Beteiligung durch Selbsthilfeorganisationen wurden Bereiche und Prozesse mit großer Verantwortung und weitreichenden Implikationen sowie Bereiche und Prozesse, bei denen die Expertise bzw. das Fachwissen der Selbsthilfe überschritten wird. Eine Beteiligung wird von Beginn an bzw. zu einem möglichst frühen Zeitpunkt und für den gesamten Beteiligungsprozess gewünscht. Es wurden in den Dialogen übergreifend auch Unterstützungsleistungen bzw. der Beitrag der einzelnen Dialoggruppen sowie Unterstützungs‐ und Handlungsbedarfe aufgezeigt. Letztere werden unter anderem in einer professionellen Begleitung, zeitlichen und finanziellen Ressourcen, Verbindlichkeit und (gesetzlicher) Verankerung, einem Kulturwandel in Richtung Beteiligung auf Augenhöhe und einer Form einer neuen Zusammenarbeitskultur mit Respekt und Wertschätzung sowie in strukturiertem Austausch gesehen. ***SCHLUSSFOLGERUNGEN: In der gemeinschaftlichen Selbsthilfe sind Patientinnen und Patienten organisiert, welche über Expertise und Erfahrung im Umgang mit Erkrankungen und den sich daraus ergebenden Herausforderungen verfügen. Dies sind exemplarische Alleinstellungsmerkmale der gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Die Berücksichtigung der Betroffenen‐ bzw. Patientenperspektive erfolgt im österreichischen Gesundheitswesen bislang noch nicht in strukturierter Form, beziehungsweise wurde sie bislang nur in Ansätzen gesehen, gehört, angefragt, genutzt und wertgeschätzt. Der Nutzen von Selbsthilfebeteiligung ist unumstritten, der Weg zu breiter, gelebter und strukturierter Beteiligung von Selbsthilfeorganisationen erfordert jedoch Leitwerte für Beteiligung, Klarheit, Transparenz und Unabhängigkeit, Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit, Umsetzung und Leben von Beteiligung sowie Unterstützung und Weiterentwicklung.

Item Type: Monograph (Project Report)
Subjects: GOEG Allgemein
Date Deposited: 28 Sep 2022 14:28
Last Modified: 28 Sep 2022 14:28
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2321