Sagerschnig, Sophie; Pichler, Michaela (2022): Ausbildungsstatistik 2021. Daten zum Ausbildungsgeschehen in Psychotherapie, Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie in Österreich. Gesundheit Österreich, Wien.

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Abstract

Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen des Psychotherapiegesetzes und des Psychologengesetzes 2013 sind die Ausbildungsanbieter des psychotherapeutischen Propädeutikums, des psychotherapeutischen Fachspezifikums sowie der theoretischen Ausbildung in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie dazu verpflichtet, jährlich über die Ausbildungskandidatinnen und ‐kandidaten, das Lehrpersonal und die Lehrtätigkeit im vorangegangenen Jahr zu berichten. Diese Daten werden im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK, ehemals BMASGK) durch die Gesundheit Österreich GmbH ausgewertet, gewartet und archiviert. Der jährliche Bericht stellt eine wichtige Arbeitsgrundlage für das BMSGPK, den Psychologenbeirat und den Psychotherapiebeirat dar und bietet den an einer Ausbildung Interessierten die Möglichkeit, Anbieter miteinander zu vergleichen. *** METHODE: Der vorliegende Bericht fußt auf einer routinemäßigen Erhebung mittels Tätigkeitsberichten und standardisierter Erhebungsblätter unter den anerkannten Ausbildungseinrichtungen für das psychotherapeutische Propädeutikum (25 Einrichtungen), das psychotherapeutische Fachspezifikum (47 Einrichtungen) sowie für die Ausbildung in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie nach dem Psychologengesetz 2013 (9 Einrichtungen). *** ERGEBNISSE: Psychotherapeutisches Propädeutikum: Mit Stand 1. 6. 2021 waren 4.529 Personen in einem psychotherapeutischen Propädeutikum in Ausbildung, wobei der Frauenanteil bei rund 78 Prozent lag. Die Anzahl der Ausbildungskandidatinnen und ‐kandidaten erhöht sich seit 2002 jährlich. Im vergangenen Berichtsjahr wurden 1.750 Aufnahmen, 978 Ausbildungsabschlüsse und 405 Ausbildungsabbrüche verzeichnet. Psychotherapeutisches Fachspezifikum: Mit Stand 1. 6. 2021 befanden sich insgesamt 4.529 Personen in einer fachspezifischen Psychotherapieausbildung, davon waren mehr als drei Viertel
(rund 78 %) weiblich. Im vergangenen Berichtsjahr wurden 700 Personen in die fachspezifische Ausbildung aufgenommen, 464 schlossen sie ab und 86 Personen schieden ohne Abschluss aus. Aufnahmen und Abschlüsse im psychotherapeutischen Fachspezifikum sind längerfristig gestiegen. In Hinblick auf die Quellberufe sind über die Jahre eine Abnahme der Zahl der Personen mit einem medizinischen Quellberuf und eine Zunahme der Zahl der per Bescheid zugelassenen Personen zu verzeichnen. Theoretische Ausbildung in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie: Am 1. 8. 2021
befanden sich 458 Personen im Grundmodul der Ausbildung in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie, 353 Personen absolvierten ausschließlich das Aufbaumodul in Klinischer Psychologie und 36 Personen ausschließlich das Aufbaumodul in Gesundheitspsychologie. Drei Personen absolvierten beide Aufbaumodule. Der Frauenanteil betrug je nach Modul zwischen 76 und 83 Prozent. Im Berichtsjahr 2020/2021 wurden 319 Personen neu in die Ausbildung (d. h. in das Grundmodul) aufgenommen, 266 begannen mit dem Aufbaumodul Klinische Psychologie und 20 mit dem Aufbaumodul Gesundheitspsychologie. 304 Personen schlossen das Grundmodul ab, 258 Personen das Aufbaumodul in Klinischer Psychologie und 27 Personen jenes in Gesundheitspsychologie. Im Grundmodul und in den beiden Aufbaumodulen gemeinsam gab es - wie auch im psychotherapeutischen Fachspezifikum- nur wenige Ausbildungsabbrüche (9 Personen). *** SCHLUSSFOLGERUNGEN: Aufgrund der über die Jahre kontinuierlich zunehmenden Anzahl von Personen, die ein Propädeutikum bzw. ein Fachspezifikum abschließen, kann damit gerechnet werden, dass in den nächsten
Jahren die Anzahl der Personen mit einer psychotherapeutischen Ausbildung in Österreich weiter
zunimmt. Sämtliche Ausbildungsangebote sind überproportional häufig in Ballungszentren angesiedelt bzw. werden überproportional häufig von Personen mit Wohnsitz in Wien wahrgenommen, daher ist zu vermuten, dass die Zunahme regional ungleich verlaufen wird. Der Anteil der Frauen
ist in der Psychotherapieausbildung noch etwas höher als unter den bereits in der Psychotherapie Tätigen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der psychotherapeutische Beruf auch in Zukunft hauptsächlich von Frauen ausgeübt wird. Ebenso lässt der immer größere Anteil von Personen, die per Bescheid zur Ausbildung zugelassen werden, die Heterogenität der Quellberufe zunehmen.
Die im Rahmen des Psychologengesetzes 2013 in Kraft getretenen Änderungen in der Ausbildung in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie (in Hinblick auf Voraussetzungen, Umfang und Aufbau der Ausbildung) zeigten (zumindest kurzfristig) große Auswirkungen auf das Ausbildungsgeschehen – sowohl was die Anzahl der Personen in Ausbildung als auch die Abschlüsse betraf. Während die Anzahl der Ausbildungskandidatinnen und ‐kandidaten nach sehr geringen Werten 2015/2016 und 2016/2017 wieder deutlich zunimmt, lag die Zahl der Abschlüsse im Vergleich zum Zeitraum vor der Gesetzesänderung in den letzten Jahren noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Im aktuellen Berichtsjahr liegt die Anzahl an Abschlüssen erstmals deutlich höher als in den letzten Jahren. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt. Die im Vergleich zum Aufbaumodul in Klinischer Psychologie weiterhin sehr geringe Anzahl der Teilnehmer:innen im Aufbaumodul Gesundheitspsychologie lässt vermuten, dass auch zukünftig vergleichsweise weniger Personen diese Ausbildung abschließen werden und somit zukünftig das Angebot an ausgebildeten Personen im Bereich Gesundheitspsychologie jenes von Ausgebildeten im Bereich Klinische Psychologie deutlich unterschreiten wird. Ebenso spricht der überproportional hohe Anteil der Ausbildungskandidatinnen und ‐kandidaten in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie mit Wohnsitz in Wien dafür, dass das Angebot an Absolventinnen und Absolventen regional unterschiedlich wachsen wird.

Item Type: Monograph (Project Report)
Subjects: OEBIG > Psychosoziale Gesundheit
Date Deposited: 08 Mar 2023 17:37
Last Modified: 08 Mar 2023 17:37
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2546