AUSGANGSLAGE: Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft stellen wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung des Ungeborenen dar und sind mit verschiedenen Schwangerschaftskomplikationen und Schädigungsmustern assoziiert. Rezente Daten aus Österreich respektive Wien zu den Konsumprävalenzen von Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit fehlten bis dato. *** Mittels einer Onlinebefragung von Wöchnerinnen (N = 888), qualitativer Interviews mit schwangeren Frauen (N = 32) wurde das Konsumverhalten während der Schwangerschaft und Stillzeit und die Erfahrungen in der Schwangerenvorsorge erhoben. Diese wurden und mit Perspektiven und Erfahrungen von Hebammen und Gynäkologinnen/Gynäkologen ergänzt, die mittels qualitativer Interviews (N = 11) und einer Onlinebefragung (N = 209) erfasst wurden. *** ERGEBNISSE: Zwölf Prozent der Frauen rauchten zumindest gelegentlich während der Schwangerschaft, rund sechs Prozent der Frauen tranken in diesem Zeitraum zumindest gelegentlich Alkohol. Frauen, die während der Schwangerschaft rauchten, waren signifikant häufiger jünger als 25 Jahre, hatten signifikant häufiger einen niedrigen formalen Bildungsabschluss und signifikant häufiger einen Migrationshinter-grund. Bei Alkoholkonsum zeigt sich während der Schwangerschaft kein signifikanter Einfluss dieser Faktoren.
Drei von zehn Frauen wurden nach eigenen Angaben während der Schwangerschaft von ihrer Gynäkolo-gin / ihrem Gynäkologen nicht nach ihrem Alkoholkonsum und eine von zehn Frauen nicht nach ihrem Zigarettenkonsum gefragt. Die Mehrheit der Frauen wurde nach eignen Angaben im Rahmen der Schwangerenvorsorge von ihren Gynäkologinnen und Gynäkologen nicht über die gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums aufgeklärt. Rauchen und Alkohol werden von den Frauen überwiegend als selbstverständliche gesundheitsrelevante Themen in der Schwangerenvorsorge wahrgenommen, wobei dazu die Einbettung in den Mutter‐Kind‐Pass sowie die überwiegend wertfreie Haltung der Ärztin-nen/Ärzte beiträgt.
Ein Drittel der Gynäkologinnen/Gynäkologen und mehr als die Hälfte der Hebammen haben gewisse Barrieren, den Alkohol‐ und Nikotinkonsum im Rahmen der Schwangerenvorsorge anzusprechen, wie etwa fehlendes Wissen über Unterstützungsangebote und eine gewisse resignative Haltung und Annahme, im eigenen Setting am Konsumverhalten der Frauen wenig verändern zu können.