Busch, Martin; Anzenberger, Judith (2023): Opioidagonistentherapie und drogenbezogene Todesfälle. 25. Substitutionsforum Mondsee, 7. März 2023, Mondsee.

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Opioidagonistentherapie und drogenbezogene Todesfälle.pdf

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Abstract

HINTERGRUND: Zahlreiche Evaluationsstudien zeigen, dass durch OAT das Mortalitätsrisiko von Personen mit Opioidabhängigkeit stark verringert werden kann (z. B. Busch et al. 2007). Während es zwischen 1999 und 2015 gelungen ist, die Intreatment Rate von Meschen mit Opioidabhängigkeit auf etwas über 50 Prozent zu erhöhen, ist es in den letzten Jahren zu keiner Erhöhung mehr gekommen. 2021 sind die drogenbezogenen Todesfälle auf einen Höchststand von 235 angestiegen. Der Anstieg drogenbezogener Todesfälle im Jahr 2021 könnte ein erstes Anzeichen einer Verschärfung der Drogensituation sein. Der Anstieg ist aber auch im Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie zu sehen, die für die vulnerable Gruppe der Menschen mit Suchterkrankung eine besondere zusätzliche Belastung darstellte (Busch et al. 2022). Während der COVID-19 Pandemie kam es zu Veränderungen von rechtlichen bzw. administrativen Rahmenbedingungen , deren langfristige Beibehaltung zur Diskussion steht. ***ZIEL UND METHODE: Im Rahmen einer Cross-Indikator Analyse werden drogenbezogene Todesfälle in Konnex mit der Opioidsubstitutionsbehandlung gestellt und mögliche Ansätze zur Senkung der Mortalität diskutiert. Auswirkungen der veränderten Rahmenbedingungen während der COVID-19 Pandemie wurden anhand einer Onlinebefragung (233 gültige Rückmeldungen) mit quantitativen und qualitativen Elementen unter involvierten Berufsgruppen (u. a. Amtsärztinnen/‐ärzten, Behandlerinnen/Behandlern, Apothekerinnen/Apothekern, Suchtkoordinatorinnen/‐koordinatoren) untersucht. ***RESULTATE: 57 Prozent der Menschen, die 2021 an einer tödlichen Überdosis verstorben sind, waren noch nie in OAT, 19 Prozent früher aber zum Zeitpunkt der Überdosis nicht mehr. Lediglich 25 Prozent befanden sich zum Zeitpunkt der tödlichen Überdosis in OAT.
In Summe wurden Veränderungen der Rahmenbedingungen prinzipiell begrüßt und als positiv für Substitutionsklientinnen/‐klienten wahrgenommen. Abstufungen der Beurteilung zeigen sich jedoch sowohl zwischen unterschiedliche Berufsgruppen als auch zwischen den unterschiedlichen Maßnahmen. In der praktischen Umsetzung einzelner Maßnahmen in der Praxis sind noch Fragen zu Prozessabläufen (veränderte Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen den Berufsgruppen) und zur technischen Umsetzung. ***SCHLUSSFOLGERGUNGEN: Die Ergebnisse der Cross-Indikator Analyse machen zwei Dinge deutlich. Einerseits zeigt sich, dass OAT zu einer erheblichen Reduktion des Risikos einer tödlichen Überdosis führt. Eine Erhöhung der In-Treatment-Rate wäre somit sehr wichtig. Andererseits gibt es auch Patientinnen und Patienten die während einer OAT vermutlich aufgrund eines Rückfalls in den intravenösen Drogenkonsum an einer Überdosis versterben. Mitgabe von Naloxon wäre eine Möglichkeit in diesem Rahmen Schadensminimierung zu betreiben. Maßnahmen zur Kontaktreduktion während der COVID-19-Pandemie werden von unterschiedlichen Berufsgruppen sowohl in Hinblick auf eine Erhöhung der Klientenfreundlichkeit als auch in Hinblick auf eine Erleichterung der administrativen Abläufe mehrheitlich positiv beurteilt und könnten auch nach Ende der Pandemie für einen Modernisierungsschub der Substitutionsbehandlung genutzt werden. Damit könnte möglicherweise auch die In-Treatment Rate weiter erhöht und damit auch die Mortalität verringert werden.

Item Type: Conference or Workshop Item (Paper)
Subjects: OEBIG > Kompetenzzentrum Sucht
Date Deposited: 27 Feb 2024 09:35
Last Modified: 27 Feb 2024 09:35
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/3455