Bachner, Florian; Bobek, Julia; Habimana, Katharina; Ladurner, Joy; Lepuschütz, Lena; Ostermann, Herwig; Rainer, Lukas; Schmidt, Andrea E.; Zuba, Martin; Quentin, Wilm; Winkelmann, Juliane (2019): Das österreichische Gesundheitssystem. Akteure, Daten, Analysen. Gesundheitssysteme im Wandel, 20 (3). WHO Regional Office for Europe, Copenhagen.
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Abstract
Die vorliegende Analyse des österreichischen Gesundheitssystems beleuchtet aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Organisation, Verwaltung, Finanzierung, Versorgung, Reformen und Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems. Die sich seit 2013 in Umsetzung befindliche große Reform steht dabei im Mittelpunkt. Das zentrale Anliegen dieser Reform, in deren Rahmen ein neues Steuerungssystem eingeführt wurde, ist die Stärkung der Koordination und Zusammenarbeit verschiedener
Regierungsebenen und Selbstverwaltungsorgane durch die Förderung einer gemeinsamen Planung und Entscheidungsfindung sowie in Ansätzen auch einer gemeinsamen Finanzierung. Trotz dieser Anstrengungen
ist die organisatorische und finanzielle Struktur des österreichischen Gesundheitssystems nach wie vor komplex und uneinheitlich.
Die österreichische Bevölkerung weist einen guten Gesundheitszustand auf. Die Lebenserwartung bei Geburt liegt über dem EU-Durchschnitt und die niedrige vermeidbare Sterblichkeit zeigt, dass das Gesundheitswesen
effektiver ist als in den meisten EU-Ländern. Dennoch ist die Zahl der Menschen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und an Krebs sterben, im Vergleich zum EU-28-Durchschnitt hoch. Tabak- und Alkoholkonsum stellen die größten Gesundheitsrisikofaktoren dar. Der Tabakkonsum ist im
letzten Jahrzehnt nicht wie in den meisten EU-Ländern zurückgegangen und liegt aktuell deutlich über dem EU-28-Durchschnitt.
In Bezug auf die Leistungsfähigkeit bietet das österreichische Gesundheitssystem einen guten und niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsleistungen. Die österreichische Bevölkerung verzeichnet einen der niedrigsten unerfüllten Bedarfe an medizinischer Versorgung
innerhalb der EU. Praktisch die gesamte Bevölkerung ist durch die soziale Krankenversicherung abgesichert und hat Zugang zu einem breitgefächerten Leistungsangebot. Dennoch könnten die zunehmenden Unterschiede zwischen der Anzahl an Vertragsärzten und Wahlärzten zu sozialen und regionalen Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung
xx Gesundheitssysteme im Wandel beitragen. Das österreichische Gesundheitssystem ist relativ kostenintensiv.
Es ist stark auf die intramurale Versorgung fokussiert, was sich an einer hohen Nutzung stationärer Leistungen und einem Ungleichgewicht in der Ressourcenallokation zwischen dem Krankenhaussektor und dem extramuralen Sektor zeigt. Daher zielen die laufenden Reformen darauf ab,
das Wachstum der Gesundheitsausgaben der öffentlichen Hand durch eine Ausgabenobergrenze zu senken und die übermäßige Nutzung stationärer Leistungen zu verringern. Die Effizienz der intramuralen Versorgung hat sich während der Reformperiode verbessert, jedoch stellt die fragmentierte
Finanzierung zwischen dem intra- und dem extramuralen Sektor nach wie vor eine Herausforderung dar. Aktuelle Bemühungen, die darauf abzielen, die Primärversorgung nach neuem Modell flächendeckend auszubauen, sind
ein wichtiger Schritt, um Tätigkeiten aus dem großen und kostenintensiven Krankenhaussektor zu verlagern und die Qualifikationsprofile und Einsatzbereiche der medizinischen Fachkräfte zu erweitern.
Item Type: | Book |
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Subjects: | OEBIG > Gesundheitsoekonomie und –systemanalyse |
Date Deposited: | 07 May 2020 14:17 |
Last Modified: | 07 May 2020 14:17 |
URI: | https://jasmin.goeg.at/id/eprint/1398 |