Uhl, Alfred; Strizek, Julian (2021): Alkoholprobleme, Alkoholpolitik und wissenschaftliche Fundierung. In: 8. Alternativer Drogen- und Suchtbericht. Pabst Science Publishers, Wien, pp. 28-37. ISBN 978-3-95853-718-7
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Abstract
Alkoholpolitische Diskurse in Europa finden im Spannungsfeld zwischen einer alkoholkritischen Haltung im protestantisch geprägten Norden bzw. englischsprachigen Raum und einer alkoholtoleranten Haltung im katholisch bzw. christlich-orthodox geprägten Rest Europas statt. Da die von einer alkoholkritischen Haltung geprägten Länder zur Stützung ihrer Position die epidemiologische Alkoholforschung über viele Jahrzehnte massiv gefördert haben, ist es ihnen gelungen, den Wissenschaftsbetrieb in diesem Kontext nachhaltig zu dominieren und ihre Forderungen als einzig sinnvoll und „evidenzbasiert“ darzustellen. Der Ausdruck „evidenzbasiert“ wird dabei wie das Siegel für einen unbestreitbaren Gültigkeitsanspruch verwendet. Dagegen sind vor allem zwei Argumente vorzubringen: Erstens basieren die in diesem Zusammenhang präsentierten Schlussfolgerungen in der Regel nicht auf experimentellen Studien, sondern auf Beobachtungsstudien, die grundsätzlich keine eindeutige Kausalinterpretation zulassen. Zweitens entspricht die implizierte Überzeugung, dass man allein aus empirischen Sachverhalten und ohne normative Überlegungen politische Entscheidungen ableiten könne, einem „naturalistischen Fehlschluss“. Der Terminus „evidenzbasierte Politik“ verschleiert den zentralen Stellenwert von ethischen Entscheidungsgrundlagen. Im vorliegenden Text wird die methodologische Kritik an einzelnen Postulaten und Forderungen einer „evidenzbasierten Alkoholpolitik“ angerissen und jeweils auf ausführlichere Texte der Autoren verwiesen.
Item Type: | Book Section |
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Subjects: | OEBIG > Kompetenzzentrum Sucht |
Date Deposited: | 16 Aug 2021 06:52 |
Last Modified: | 16 Aug 2021 06:52 |
URI: | https://jasmin.goeg.at/id/eprint/1842 |