Strizek, Julian; Puhm, Alexandra; Schmidt, Andrea E.; Schwarz, Tanja (2022): Sucht und Behinderung: Problemstellungen und Versorgungsbarrieren. Gesundheit Österreich, Wien.

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Sucht und Behinderung_Bericht_2022_bf.pdf

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Abstract

FRAGESTELLUNG: Suchterkrankungen bei Menschen mit Behinderung sind ein Thema, dem in Österreich bislang nur
wenig Aufmerksamkeit zukommt. Der Austausch zwischen Behinderten‐ und Suchthilfe gewinnt jedoch mit der zunehmenden Deinstitutionalisierung der Behindertenhilfe und dem damit verbundenen erhöhten Maß an Autonomie für Menschen mit Behinderung an Bedeutung. Es stehen allerdings bisher wenige Daten oder Informationen zu Suchtproblemen von Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Der vorliegende Bericht versucht explorativ zu erfassen, welche spezifischen Problemstellungen und welche Barrieren in der Versorgung bei Suchtproblemen für diese Zielgruppe bestehen. *** METHODE: Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern von Einrichtungen der Behindertenhilfe bzw. der Suchthilfe wurden durchgeführt. Die Auswahl der Interviewpartner:innen erfolgte mittels Schneeballsystems, wobei darauf geachtet wurde, möglichst alle Versorgungsbereiche der Behindertenhilfe zu erfassen und sowohl Einrichtungen aus dem urbanen als auch aus dem ländlichen Raum abzudecken. *** ERGEBNISSE: Die enorme Bandbreite des Behindertenbegriffs erschwert generalisierende Aussagen zu Unterschieden zwischen Menschen mit Behinderung und solchen ohne Behinderung. Tendenziell scheinen im Falle Ersterer legale Substanzen (Alkohol und Tabak) eine ähnliche Rolle wie bei Menschen ohne Behinderung zu spielen, illegale Substanzen eine geringere Rolle und Medikamente eine größere Rolle. Das Konsumverhalten und ggf. daraus resultierende Probleme sind nicht nur durch individuelle Einflüsse (Fähigkeit zur Reflexion des Konsumverhaltens, Risikokompetenz), sondern
auch durch die sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen geprägt (mögliche Betreuungsform, Ausmaß an Autonomie). Die größten Barrieren in der Versorgung bestehen in unzulänglichen Möglichkeiten, suchtspezifische Angebote zu erreichen, und in deren Passung zum Erzielen guter Versorgungsergebnisse. *** SCHLUSSFOLGERUNGEN: Verbesserungsmöglichkeiten verorten die befragten Expertinnen und Experten in der Förderung
zielgruppenspezifischer Angebote, in den Aus‐ und Weiterbildungen der Professionistinnen und
Professionisten der Suchthilfe und anderen Maßnahmen zu deren Sensibilisierung, in Maßnahmen zur Förderung der Barrierefreiheit in der Suchthilfe sowie in der Vernetzung und im Schnittstellenmanagement.

Item Type: Monograph (Project Report)
Uncontrolled Keywords: Suchtverhalten, Behinderung, Versorgungsbarrieren
Subjects: OEBIG > Kompetenzzentrum Sucht
Date Deposited: 03 Apr 2023 11:03
Last Modified: 03 Apr 2023 11:03
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2763