Strizek, Julian; Brotherhood, Angelina; Priebe, Birgit; Puhm, Alexandra (2023): Auswirkungen der COVID‐19‐Pandemie auf die Opioid‐Substitutionsbehandlung in Österreich. 3. Kurzbericht zum Projekt „Sucht(behandlung) in der Krise“. Gesundheit Österreich, Wien.

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Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Opioid-Subtsitutionsbehandlung in Österreich (Langfassung)_BF.pdf

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Abstract

HINTERGRUND: Mit Beginn der COVID‐19‐Pandemie wurden – vorrangig mit dem Ziel der Kontaktreduktion – in der Substitutionsbehandlung sehr rasch veränderte Abläufe ermöglicht und umgesetzt. Der vorliegende Bericht beleuchtet vier rechtliche bzw. administrative Änderungen von österreichweiter Bedeutung, deren langfristige Beibehaltung zur Diskussion steht. Diese sind (1) der Entfall der Vidierungspflicht für Opioid‐Substitutions‐Dauerverschreibungen in bestimmten Fällen, (2) die Möglichkeit, Opioid‐Substitutions‐Medikamente für einen längeren Zeitraum zu verschreiben, (3) die verstärkte Anordnung einer wöchentlichen Mitgabe von Opioid‐Substitutions‐Medikamenten (statt täglich kontrollierter Einnahme) sowie (4) die Möglichkeit, Apotheken Rezepte für Opioid‐Substitutions‐Medikamente direkt per E‐Mail oder Fax zu übermitteln. *** METHODEN: Der vorliegende Kurzbericht fußt methodisch auf der Durchführung einer Onlinebefragung (233 gültige Rückmeldungen) mit quantitativen und qualitativen Elementen unter Amtsärztinnen/‐ärzten, Behandlerinnen/Behandlern, Apothekerinnen/Apothekern, Suchtkoordinatorinnen/‐koordinatoren und weiteren involvierten Berufsgruppen. Ergänzende Aussagen zu möglichen Auswirkungen auf die Klientenstruktur basieren auf Sonderauswertungen des Statistikregisters eSuchtmittel. *** ERGEBNISSE: Die Veränderungen der Rahmenbedingungen wurden als Idee prinzipiell begrüßt und als positiv für Substitutionsklientinnen/‐klienten wahrgenommen. Zwischen 86 Prozent (elektronische Übermittlung des Rezepts) und 69 Prozent (verstärkte wöchentliche Mitgabe) der Befragten sehen positive oder eher positive Auswirkungen auf die Substitutionspatientinnen/‐patienten. Eine administrative Erleichterung in den Abläufen mindert den Arbeitsaufwand involvierter Berufsgruppen und kann die Autonomie von Substitutionsklientinnen und ‐klienten stärken, sollte aber nicht zulasten notwendiger Kontakte zwischen Patientinnen/Patienten und Angehörigen der Gesundheitsberufe gehen, die zur Einschätzung des Gesamtzustands notwendig sind und bei manchen Klientinnen und Klienten auch für die Tagesstruktur von Bedeutung sind. Speziell in Bezug auf die Lockerung der Mitgaberegelungen ist auch weiterhin die Orientierung am Einzelfall essenziell. Apotheker:innen beurteilen eine Ausdehnung des Verschreibungszeitraums oder die verstärkte wöchentliche Mitgabe häufiger kritisch als andere Berufsgruppen. In der Umsetzung einzelner Maßnahmen in der Praxis sind noch Fragen zu Prozessabläufen (veränderte Aufgaben‐ und Rollenverteilung zwischen den Berufsgruppen) und zur technischen Umsetzung (z. B. Datenschutzaspekte bei einer elektronischen Übermittlung von Rezepten, Möglichkeit und Umsetzbarkeit elektronischen Vidierung) zu klären. Insgesamt sprechen sich alle involvierten Berufsgruppen jeweils mehrheitlich für eine Beibehaltung der veränderten Rahmenbedingungen der Substitutionsbehandlung in Österreich aus. *** SCHLUSSFOLGERUNGEN: Maßnahmen zur Kontaktreduktion während der COVID‐19‐Pandemie werden von unterschiedlichen Berufsgruppen sowohl in Hinblick auf eine Erhöhung der Klientenfreundlichkeit als auch bezüglich einer Erleichterung der administrativen Abläufe mehrheitlich positiv beurteilt und könnten auch nach Ende der Pandemie für einen Modernisierungsschub in der Substitutionsbehandlung genutzt werden.

Item Type: Monograph (Project Report)
Uncontrolled Keywords: Substitutionsbehandlung, COVID‐19‐Pandemie
Subjects: OEBIG > Kompetenzzentrum Sucht
Date Deposited: 04 May 2023 22:34
Last Modified: 07 Aug 2023 09:05
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2838