Nowak, Peter; Sator, Marlene (2016): Österreich setzt einen neuen politischen Akzent auf patientenzentrierte Kommunikationskultur in der Krankenversorgung. Der Mensch - Zentrum für Salutogenese und anthropologische Medizin, 2016 (25). pp. 57-59.

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Abstract

Das schlechte internationale Abschneiden Österreichs bei der in acht europäischen Ländern durchgeführten Befragung zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung (HLS-EU Consortium 2012) hat die Entscheidungsträger im österreichischen
Gesundheitswesen aufgerüttelt. ln Folge wurde eines der zehn österreichischen Gesundheitsziele der Stärkung der Gesundheitskompetenz gewidmet (BMG 2012). Schon in der Diskussion dieses nationalen Gesundheitsziels
wurde festgehalten, dass für die Entwicklung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung die Qualität der Gespräche in der Krankenversorgung, insbesondere der Arzt-Patient-Gespräche, von entscheidender Bedeutung ist.
Das österreichische Gesundheitsministerium und der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
haben zunächst wissenschaftliche Grundlagenarbeiten in Auftrag gegeben, um den Stellenwert von Gesprächen in
der Krankenversorgung, Qualitätsanforderungen und Voraussetzungen für diese und mögliche Verbesserungsmaßnahmen zusammenzufassen.
Die dargelegten Fakten waren so überzeugend, dass eine Arbeitsgruppe der Finanziers des österreichischen Gesundheitssystems (Bund, Bundesländer, Krankenversicherungen) eingesetzt wurde, um strategische Eckpunkte für eine Neuorientierung der Krankenversorgung in
Richtung patientenzentrierte Kommunikationskultur
auszuarbeiten. lm Juli 2016 hat die Bundeszielsteuerungskommission die Strategie"Verbesserung der Gesprächsqualität in der Krankenversorgung" verabschiedet. Dieses Strategiedokument soll nun einen breiten Diskussionsprozess der wesentlichen lnteressenpartner zur Umsetzung der 15 vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen eröffnen, der zu einer breiten und systematischen Umsetzung einer neuen patientenzentrierten Gesprächskultur in den nächsten Jahren in Österreich führen soll. Diese strategische Ausrichtung steht durchaus in einem
Spannungsverhältnis zu vielen anderen Trends in der Krankenversorgung, wie Kostendruck, zunehmende Spezia-
Iisierung, zunehmende Technisierung, Arbeitsverdichtung u.v.a.m., die eine ganzheitliche Gesprächsführung im Versorgungsalltag immer schwieriger machen. Eine nationale Anstrengung zur Realisierung von patientenzentrierter und gesundheitsorientierter Krankenversorgung, scheint international bisher einmalig: Sie zielt nicht nur auf die Weiterentwicklung individueller Kompetenzen im Rahmen von Aus-/Weiter-/Fortbildung ab, sondern auch auf förderliche Rahmenbedingungen für gute Gesprächsqualität in den Gesundheits- und Krankenversorgungsorganisationen
durch Organisationsentwicklung, auf eine veränderte
Grundkultur durch Strategie- und Kulturentwicklung
und auf evidenzbasierte Qualitätsentwicklung.

Item Type: Article
Subjects: OEBIG > Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Gesundheitssystem
Date Deposited: 09 Feb 2018 15:09
Last Modified: 22 Feb 2022 07:55
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/356