Lichtenecker, Ruperta; Schanes, Karin; Durstmüller, Felix; Lichtblau, Claudia; Truppe, Michaela; Lampl, Christina (2024): Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Wien.

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Abstract

Hintergrund
Die Auswirkungen des Klimawandels sind zunehmend sichtbar und spürbar geworden und stellen verstärkt eine Bedrohung für die individuelle Gesundheit, aber auch für das Gesundheitssystem dar. Die WHO hält fest, dass die Klimakrise die größte globale Gesundheitsbedrohung ist, der die Gesellschaft im 21. Jahrhundert ausgesetzt ist. Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen erfordert eine schnelle und tiefgreifende Verringerung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren. Der Gesundheitssektor trägt zu einem erheblichen Anteil von 6,7 Prozent zum österreichischen CO2-Fußabdruck bei und hat umfassenden Handlungsbedarf. Der Gesundheitssektor wurde in Klimaschutzstrategien lange Zeit weder konkret adressiert, noch gab es bisher eine Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen. Die vielfältigen negativen Folgen des Klimawandels, die damit verbundenen enormen Kosten und die international und national definierten und verbindlichen Zielstrukturen sowie die Empfehlungen der internationalen und nationalen Expertinnen und Experten – darunter auch die Expertise des Österreichischen Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel – machen die Entwicklung und Erarbeitung der Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen erforderlich.

Methoden
Im Rahmen der Entwicklung der Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen werden einleitend die Ausgangslage und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit und das Gesundheitswesen thematisiert und es wird ein Überblick über den Stand der Wissenschaft in puncto CO2-Fußabdruck im österreichischen Gesundheitssektor gegeben. Der vorliegende Ergebnisbericht umfasst weiters die Ziele, Ansatzpunkte und Instrumente sowie die Rahmenbedingungen, die erforderlich sind, um Klimaschutz im Gesundheitswesen zu verankern und die erforderliche nachhaltige Transformation zu forcieren. Darüber hinaus werden Handlungsfelder zur Reduktion der Treibhausgase im Gesundheitswesen identifiziert und für jedes Handlungsfeld die Ausgangssituation, die Klimarelevanz, Handlungsoptionen, Handlungsempfehlungen sowie Beispiele guter Praxis erläutert. Die Ergebnisse basieren auf (a) einer umfassenden Literaturrecherche, (b) ersten Ergebnissen des Pilotprojekts „Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ und (c) Austausch und Gesprächen mit Expertinnen und Experten. Die Handlungsempfehlungen beruhen auf (d) einem partizipativen Prozess mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, Stakeholder:innen sowie Expertinnen und Experten. Ein spezieller Fokus im Prozess wurde auf die Bereiche Krankenanstalten sowie Arzneimittel und Medizinprodukte gerichtet, da sie jene Bereiche darstellen, welche die größten Anteile am CO2-Fußabdruck haben. Ein weiterer Workshop widmete sich dem Thema „Rettungsdienste und Klimaschutz“.

Ergebnisse
Die vom Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH entwickelte und erarbeitete Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen hat zum Ziel, die Grundlagen dafür zu schaffen, wie erforderliche Gesundheitsleistungen – die trotz Gesundheitsförderung und Vermeidung ineffizienter Behandlung notwendig sind – klimafreundlich erbracht werden können, um die Transformation zur Klimaneutralität auf breiter Basis wesentlich zu forcieren. Es sind Veränderungen in den unterschiedlichen klimarelevanten Handlungsfeldern (Energie, Gebäude, Grünräume; Arzneimittel und Medizinprodukte; Abfall und Ressourcen; Transport und Mobilität; Ernährungssystem) und in allen Gesundheitseinrichtungen erforderlich. Dazu müssen Maßnahmen und innovative Prozesse gestaltet werden, die gewährleisten, dass für erforderliche Gesundheitsleistungen verwendete Materialien und Produkte klimafreundlich hergestellt, verwendet und entsorgt werden. Die Rahmenbedingungen und insbesondere die Finanzierung und die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen derart gestaltet werden, dass sie Anreize für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung schaffen. Die erfolgreiche Umsetzung der Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen erfordert geeignete Strukturen und Prozesse für die Governance, welche die zentralen Bereiche, relevanten Stakeholder:innen sowie Akteurinnen und Akteure auf den unterschiedlichen Ebenen umfasst.

Schlussfolgerungen
Während es zunehmend Bewusstsein gibt, welche Maßnahmen notwendig sind, ist die wesentliche Herausforderung, die Rahmenbedingungen derart zu gestalten, dass die Transformation zur Klimaneutralität im Gesundheitssektor ermöglicht wird. Weiters sind die verbindliche Festlegung und Einigung auf die Zielstruktur, das Commitment der relevanten Entscheidungsträger:innen, Stakeholder:innen, Akteurinnen und Akteure, die Erstellung einer Roadmap, die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen und die Einbeziehung und Beteiligung der Bürger:innen erforderlich.

Item Type: Monograph (Project Report)
Uncontrolled Keywords: Strategie, Gesundheitswesen, Gesundheitssystem, Gesundheitssektor, Klimawandel, Klimaschutz, Klimaneutralität, Versorgungssicherheit, Resilienz, Nachhaltigkeit, Transformation
Subjects: OEBIG > KoKuG – Abteilung Klimaneutralität und nachhaltige Transformation
Date Deposited: 11 Jul 2024 06:53
Last Modified: 12 Jul 2024 13:26
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/3748