Gruber, Beate; Dinhof, Katharina; Grabenhofer-Eggerth, Alexander (2024): Psychotherapie als Sozialversicherungsleistung –Inanspruchnahme und Finanzierung (Datenbasis 2022). Wissenschaftlicher Ergebnisbericht. Gesundheit Österreich, Wien.

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Abstract

Hintergrund
Ziel der vorliegenden Studie ist – analog zu einer Reihe vorangegangener GÖG/ÖBIG-Studien seit 2001 –, die Versorgung von Psychotherapie, welche teilweise oder gänzlich durch die Sozialversicherungsträger (SV-Träger) finanziert wird, zu analysieren. Dazu wurden Aufwendungen und Leistungen der SV-Träger für Psychotherapie im Jahr 2022 erhoben sowie unterschiedliche Versorgungs- und Finanzierungsmodelle dargestellt, um die Versorgungswirksamkeit zu bewerten und Empfehlungen zur Weiterentwicklung kassenfinanzierter Psychotherapie zu geben. Ein Kapitel behandelt die Aufwendungen und Verordnungen für Psychopharmaka als Teil der psychosozialen Versorgung. Neu ist das Kapitel „Psychotherapie für Kinder und Jugendliche“.

Methode
Die Erhebung der Daten des Jahres 2022 erfolgte durch eine Kombination aus Befragungen der Sozialversicherungsträger und der Versorgungsvereine in den Bundesländern sowie einer Analyse von Sekundärdaten des Programmes „Gesund aus der Krise“ und Daten des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger (DVSV) zu Psychopharmaka-Verordnungen. Die Befragungen der SV-Träger erfolgten auf Basis der Finanzierungs- bzw. Angebotsformen für Psychotherapie und beinhalteten (1) die Leistungen von Versorgungsvereinen und Institutionen (mit denen Verträge für Psychotherapie als Sachleistung bestehen), (2) die geleisteten Kostenzuschüsse für Psychotherapeutinnen und -therapeuten in freier Praxis, (3) psychotherapeutische Leistungen in kasseneigenen Einrichtungen und (4) ärztliche psychotherapeutisch-medizinische Leistungen. Die Erhebung umfasste fast alle SV-Träger in Österreich (außer Betriebskrankenkassen und Krankenfürsorgeanstalten). In der Umfrage konnten alle 13 Versorgungsvereine erreicht werden, was eine Bewertung der Bedarfsgerechtheit der psychotherapeutischen Versorgung ermöglicht.

Ergebnisse
Insgesamt wurden 2022 ca. 135 Millionen Euro von den SV-Trägern für Psychotherapie oder psychotherapeutische Medizin ausgegeben (80 % Steigerung zum Jahr 2014, bei einer Inflationsrate von 20 % zwischen 2015 und 2022). Damit wurden 370.389 Personen (ca. 4 % der Gesamtbevölkerung) erreicht. Nur ein Viertel aller Behandelten wird durch voll finanzierte Psychotherapie über Vereine und Institutionen und in kasseneigenen Einrichtungen erreicht, 28 Prozent erhalten Kostenzuschüsse für Psychotherapie. Der Großteil (47 %) wird mit ärztlichen Leistungen (psychotherapeutische Medizin) erreicht, welche allerdings nur vereinzelt als Psychotherapie, wie sie im Sinne der gängigen Wirkfaktorenmodelle verstanden wird, gezählt werden können.

Schlussfolgerungen
Nur ca. 96.500 Personen (ca. 1 % der Bevölkerung) erhalten voll finanzierte Psychotherapie, wie sie im Sinne gängiger Wirkfaktorenmodelle verstanden wird. Damit deckt das vorhandene Angebot an kassenfinanzierter Psychotherapie den Bedarf in der Bevölkerung nicht. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für Empfehlungen zur Weiterentwicklung bedarfsgerechter Sachleistungsversorgung, insbesondere in Hinblick auf eine Erweiterung des Angebots, dessen Qualität und Zugangsmöglichkeiten.

Item Type: Monograph (Project Report)
Subjects: OEBIG > Psychosoziale Gesundheit
Date Deposited: 01 Apr 2025 12:19
Last Modified: 01 Apr 2025 12:19
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/4644