Sagerschnig, Sophie; Winkler, Petra; Witt-Dörring, Fiona (2022): Frühe Hilfen. Zahlen, Daten und Fakten 2021. Gesundheit Österreich, Wien.
NZFH.at_FRÜDOK_Jahresbericht_bf.pdf
Download (2MB)
Abstract
Seit 2015 werden in allen österreichischen Bundesländern regionale Frühe‐Hilfen‐Netzwerke nach einem einheitlichen österreichischen Grundmodell auf‐ bzw. ausgebaut, deren Ziel es ist, (werdenden) Eltern und Familien mit Kleinkindern in belastenden Lebenssituationen bedarfsgerechte Unterstützung zur Verfügung zu stellen und gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu gewährleisten. Begleitet wird die regionale Umsetzung durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH.at), zu dessen Aufgaben unter anderem die Bereitstellung einer einheitlichen Dokumentation sowie die
Auswertung und statistische Analyse der dabei gesammelten Daten gehören. ***METHODE: Die im Rahmen der Frühen Hilfen erfolgten Kontaktaufnahmen und Begleitungen des Jahres 2021
werden einer Datenanalyse unterzogen, deren Ergebnisse deskriptiv zusammengefasst werden. Zudem werden die strukturellen Rahmenbedingungen in den Frühe‐Hilfen‐Netzwerken und das Feedback der begleiteten Familien in Hinblick auf die Zufriedenheit und den Nutzen des Angebots
dargestellt. Im Schwerpunktkapitel zu den Teenagermüttern wird der gesamte Zeitraum 2016 bis 2021 in die Auswertungen miteinbezogen.***ERGEBNISSE: Seit 2016 sind in allen neun Bundesländern Frühe Hilfen eingerichtet. Mit Stand 31. 12. 2021 waren regionale Frühe‐Hilfen‐Netzwerke in insgesamt 65 politischen Bezirken aktiv. Es wurden 2.043 Familien von einer breiten Palette an Fachkräften oder
Freundinnen/Freunden, Bekannten und Verwandten neu an regionale Frühe‐Hilfen‐Netzwerke vermittelt oder nahmen selbst Kontakt mit einem Netzwerk auf. 2.281 Familien wurden im Laufe des Jahres begleitet, 1.171 davon wurden
2021 neu in Begleitung genommen, und 1.087 Begleitungen wurden abgeschlossen. Die primäre Zielgruppe – Schwangere und Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis drei Jahre
in besonders belastenden Lebenssituationen – wurde wie in den Vorjahren weiterhin früh erreicht: So fanden 28 Prozent der Kontaktaufnahmen noch während der Schwangerschaft statt, und rund 34 Prozent der Familien hatten Kinder, die noch keine drei Monate alt waren. Entsprechend der
Zielsetzung wurden Familien mit diversen sozialen, psychischen und/oder medizinischen Belastungen erreicht: 60 Prozent der Familien waren armutsgefährdet, 37 Prozent der primären Hauptbezugspersonen (i. d. R. die leibliche Mutter) hatten eine eigene Migrationserfahrung, 25 Prozent
hatten einen niedrigen formalen Bildungsabschluss, und 26 Prozent lebten ohne Partner:in. 16 Prozent der Kinder waren Frühgeborene und zehn Prozent Mehrlingsgeborene. Teenagermütter, die durch Frühe Hilfen begleitet werden, haben nicht nur tendenziell mehr Belastungen als begleitete über 20‐jährige Mütter, sie weisen gleichzeitig auch weniger Ressourcen auf, auf die sie ausgleichend zurückgreifen können. Teenagermütter sind häufiger ungeplant
schwanger, sind häufiger ohne Partner:in, haben (vor allem auch altersbedingt) häufiger einen niedrigen formalen Bildungsabschluss, sind seltener erwerbstätig und haben weniger finanzielle Mittel zur Verfügung. Zudem haben sie häufiger Erfahrungen mit Gewalt (auch noch zu Beginn der
Begleitung), und die Obsorgesituation ist häufiger belastend. Teenagermütter haben häufig Erfahrungen mit der Kinder‐ und Jugendhilfe, in der Vergangenheit und/oder aktuell. Erfreulicherweise werden sie jedoch vergleichsweise früh erreicht: 57 Prozent aller bisherigen Begleitungen
von Teenagermüttern begannen schon während der Schwangerschaft. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass besonders viele Ein‐Eltern‐Familien, Familien mit Armutsgefährdung und Familien mit Kindern mit erhöhten Betreuungsanforderungen die Frühen Hilfen in Anspruch nehmen. ***SCHLUSSFOLGERUNGEN: Die regionalen Frühe‐Hilfen‐Netzwerke konnten 2021, nach dem besonders herausfordernden
Vorjahr, wieder deutlich mehr Familien in deren spezifischen Lebenssituationen unterstützen, ihre Belastungen so gut wie möglich reduzieren und (vorhandene) Ressourcen aktivieren. Ein flächendeckender Ausbau der Frühen Hilfen in Österreich ist in Vorbereitung, sodass in absehbarer Zeit alle Familien in belastenden Situationen die Möglichkeit bekommen werden, passgenaue Hilfen zu erhalten.
Item Type: | Monograph (Project Report) |
---|---|
Subjects: | OEBIG > Gesundheit, Gesellschaft und Chancengerechtigkeit |
Date Deposited: | 16 Sep 2022 11:50 |
Last Modified: | 14 Mar 2023 14:17 |
URI: | https://jasmin.goeg.at/id/eprint/2308 |