Gaiswinkler, Sylvia; Antosik, Jennifer; Pfabigan, Johanna; Pilwarsch, Johanna (2024): Verhütungsbericht 2024. Bedarf und Versorgung mit Verhütungsmitteln in Österreich. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Wien.

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Abstract

Hintergrund
Verhütungsmethoden ermöglichen Menschen eine freie Entscheidung darüber, ob und wann sie Kinder haben möchten. Je nach Methode sind sie auch eine Prävention gegen sexuell übertragbare Krankheiten. Ein niederschwelliger Zugang zu Verhütungsmitteln ist wesentlicher Bestandteil sexueller und reproduktiver Gesundheit und für eine selbstbestimmte Sexualität unabdingbar. Sexuelle und reproduktive Rechte von Frauen werden bereits seit den 1980er-Jahren in internationalen und nationalen Strategien verhandelt, sie sind Teil der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW) und beinhalten die Beseitigung bestehender Ungleichheiten. Familienplanung, freier Zugang zu Informationen, Bildung und Mittel zur Familienplanung gehören darin zu den gesetzlich zu verankernden Frauenrechten. Im Februar 2024 veröffentlichte das European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights (EPF) den Contraception Policy Atlas Europe 2024. Österreich liegt im Vergleich zu Ländern in West- und Nordeuropa vor allem aufgrund einer fehlenden Kostenübernahme für Verhütungsmittel sowie erschwerter Zugänge zu Verhütungsberatung an hinterer Stelle. Für viele Frauen ist das selbstbestimmte Planen, ob, wann und wie oft ihre Familie wächst, zudem der effektivste Schutz vor Jobverlust und Armut. In dem vorliegenden Bericht wird die Verhütungssituation in Österreich anhand eines internationalen Vergleichs, von Good-Practice-Beispielen und einer Bedarfserhebung mit möglichen Implikationen dargestellt.

Methode
Es wurde eine umfassende Literatur- und Fachrecherche durchgeführt, mit der die Grundlagen für einen Überblick zu Themen im Kontext mit Verhütung identifiziert wurden. Auf Basis der analysierten Literatur wurden in der Folge die beiden Modellprojekte CHOICE und biko zur weiteren Bearbeitung als Good-Practice-Beispiele ausgewählt und die inhaltlichen Schwerpunkte für die Bedarfserhebung aufbereitet. Die repräsentative Bedarfserhebung zu Verhütung wurde bei der Zielgruppe Frauen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren und wohnhaft in Österreich mittels Online- und Telefoninterviews (CAWI: n = 700; CATI: n = 305) im Zeitraum 27. Oktober bis 13. November 2023 durchgeführt. Für die Fragebogenerstellung wurden die in der Literatur- und Fachrecherche identifizierten Themen zur Eruierung des Bedarfs in Hinblick auf Fragen zur Verhütung und Verhütungsmittel nach insgesamt drei inhaltlichen Themenblöcken („Verhütungsverhalten“, „Information und Entscheidungsprozess“, „Kosten und Leistbarkeit“) strukturiert und um zwei Fragenblöcke zur Soziodemografie ergänzt. Für die quantitative Auswertung der Daten wurden deskriptive statistische Methoden angewandt. Bei den Häufigkeitsberechnungen wurden je nach Indikator Mittelwerte, der Median sowie Minimum-/Maximumwerte und Perzentile betrachtet.

Ergebnisse
Die Ergebnisse der Bedarfserhebung Verhütung liefern wertvolle Erkenntnisse über den aktuellen Stand der Verhütung in Österreich. In Österreich verhüten die meisten Frauen mit der Pille oder Minipille (42 %), mit Kondom (40 %) oder einer Spirale (17 %). Frauen haben je nach Lebenssituation unterschiedliche Bedürfnisse und Präferenzen, diese Vielfalt ist beim Zugang zu Verhütungsmitteln zu berücksichtigen. Die Daten deuten darauf hin, dass eine kostenlose Bereitstellung von Verhütungsmitteln das Potenzial hat, die Wahl der Verhütungsmethode stark zu beeinflussen, was wiederum weitreichende Implikationen für die öffentliche Gesundheitsplanung und die Förderung reproduktiver Gesundheit hat. Da die meisten Verhütungsmittel von Frauen anzuwenden sind, sind sie auch von den Kosten unmittelbar betroffen. 50 Prozent der Frauen in Österreich tragen die Kosten für Verhütung allein. 36,6 Prozent der Frauen würden das Verhütungsverhalten im Fall einer Kostenübernahme ändern: Sie würden überhaupt beginnen, zu verhüten, anders verhüten oder häufiger verhüten.

Item Type: Monograph (Project Report)
Subjects: OEBIG > Gesundheit, Gesellschaft und Chancengerechtigkeit
Date Deposited: 10 Jun 2024 12:03
Last Modified: 11 Jun 2024 11:37
URI: https://jasmin.goeg.at/id/eprint/3719