Ecker-Shibamori, Sandra; Antosik, Jennifer (2025): Social Prescribing in der Primär- und pädiatrischen Versorgung. Auswertung der Bedarfs- und Vermittlungsdoku 2023–2025. Ergebnisbericht. Gesundheit Österreich, Wien.
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Abstract
Hintergrund
Social Prescribing verbindet Patientinnen und Patienten mit gesundheitsrelevanten psychosozialen und emotionalen Bedürfnissen in der Primärversorgung auf strukturierte Weise mit regionalen Angeboten, insbesondere außerhalb des medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Angebotsspektrums, um deren Gesundheit, Wohlbefinden und soziale Teilhabe zu fördern. Der Prozess umfasst das Erkennen dieser Bedarfe (Sensibilisierung des Primärversorgungsteams), das Netzwerkmanagement, die Link-Working-Beratung, die Weitervermittlung zu dem jeweiligen Angebot und die Qualitätssicherung, u. a. durch die Dokumentation der Link-Working-Beratungen in der elektronischen Social-Prescribing-Bedarfs- und Vermittlungsdoku. Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der Bedarfs- und Vermittlungsdoku im Rahmen des Fördercalls „Social Prescribing in der Primär- und pädiatrischen Versorgung 2023–2025“ mit 1.055 dokumentierten Patientinnen und Patienten zusammen. Der Fördercall hatte ursprünglich eine geplante Laufzeit bis Juli 2024, gegen deren Ende wurde er um weitere 10 Monate bis Mai 2025 verlängert. An dieser Verlängerung konnten die Einrichtungen optional teilnehmen; 10 der zu Beginn 15 Primärversorgungseinrichtungen entschieden sich für diese Verlängerung. Die Bedarfs- und Vermittlungsdoku umfasst daher Daten von Februar 2023 bis Mai 2025 (bzw. zum Stichtag 30. Juni für letzte Nachbearbeitungen).
Methode
Die Social-Prescribing-Bedarfs- und Vermittlungsdoku kommt im Rahmen der Link-Working-Beratungen zum Einsatz und wird von der Fachkraft mit Link-Working-Funktion ausgefüllt. Sie hält Daten zu soziodemografischen Merkmalen, Ressourcen und Belastungen der beratenen Personen, zu Handlungsbedarf, Weitervermittlung und Feedback sowie zum zeitlichen Aufwand pro Fall fest. Die meisten Items waren als Single Choice gestaltet, teilweise waren jedoch auch Mehrfachantworten möglich. Antworten auf geschlossene Fragen wurden deskriptiv ausgewertet und in Diagrammen grafisch aufbereitet. Die Antworten auf offene Fragen wurden zusammengefasst und kategorisiert. Die Kategorisierung erfolgte unter Nutzung von Microsoft Copilot. Ausgewählte Items wurden nach der Einrichtungsform (PVE/PVN oder Einzel-/Gruppenpraxis; pädiatrische PVE; PVE für nicht versicherte Personen) ausgewertet. Im Zeitraum Februar 2023 bis Mai 2025 (bzw. Juni für letzte Nachbearbeitungen). wurden Daten von 1.233 Personen dokumentiert, wovon 1.055 ihr Einverständnis zur Weiterverwendung ihrer Daten erteilten. Dies entspricht 86 Prozent aller beratenen Personen.
Ergebnisse
Drei Viertel der Fälle wurden durch Ärztinnen bzw. Ärzte an die Fachkraft mit Link-Working-Funktion vermittelt. Die dokumentierten Personen waren durchschnittlich 44 Jahre alt (Frauen: 46,3 Jahre; Männer: 38,5 Jahre) und überwiegend weiblich (63 %). Die häufigsten Schwerpunktzielgruppen waren Personen mit Mehrfachproblemen (40 %), Personen mit Migrationshintergrund (34 %) und alleinstehende Personen (28 %). Bei der Bedarfserhebung wurden die eigene psychische und körperliche Gesundheit, die finanzielle Situation und die berufliche Lage am häufigsten als Belastung wahrgenommen. Als Ressourcen wurden vor allem Wohnsituation, Navigationskompetenz und soziales Netz genannt. Der Veränderungswunsch bezog sich vorrangig auf die psychische Gesundheit, gefolgt von der körperlichen Gesundheit und der finanziellen Situation.
In 85 Prozent der Fälle fand eine Anbindung oder Weitervermittlung der beratenen Patientinnen und Patienten statt, pro Person an durchschnittlich 2 Angebote. Meist wurde an psychosoziale Beratungsstellen, Rechts- und Sozialberatung oder Bewegungsangebote weitervermittelt. 93 Prozent der Patientinnen und Patienten würden Social Prescribing (eher) weiterempfehlen. Verbesserungen zeigten sich insbesondere in Hinblick auf die psychische Gesundheit der Personen, die Link Working in Anspruch genommen haben. Der durchschnittliche Gesamtaufwand für Beratung und Dokumentation lag bei 4,6 Stunden pro Patient:in und bei 3 Terminen.
| Item Type: | Monograph (Project Report) |
|---|---|
| Subjects: | Gesundheit, Gesellschaft und Chancengerechtigkeit |
| Date Deposited: | 27 Nov 2025 06:59 |
| Last Modified: | 27 Nov 2025 06:59 |
| URI: | https://jasmin.goeg.at/id/eprint/4888 |